09.03.2021

Equal Pay Day – Interview mit Claudia Irsfeld

Am 10. März ist Equal Pay Day. Den gleichen Bruttostundenlohn vorausgesetzt, arbeiten Frauen im Vergleich zu Männern bis zu diesem Tag umsonst, denn Frauen verdienen nach wie vor im Schnitt 20 % Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Woran liegt es denn, dass die Gehaltsschere nicht zusammen geht?

Ein Gespräch mit Claudia Irsfeld, einer Frau aus der Praxis. Sie bringt langjährige Erfahrung als Personalleiterin in einer Managementberatung mit, wo sie laufend Einstellungsinterviews und Gehaltsverhandlungen mit Frauen und Männern führt. Gleichzeitig ist sie zertifizierte Coach und Trainerin und spezialisiert auf die Arbeit mit Frauen in anspruchsvollen und oft männlich geprägten beruflichen Kontexten. Karrieregestaltung sowie Gehaltsverhandlungen sind ihre Fokusthemen, die sie nicht nur als Autorin des Buchs „Frauen und Gehalt. So verhandeln Sie gelassen und erfolgreich.“ (Infos dazu weiter unten), sondern auch als Speakerin immer wieder teilt.

Wie kommt es dazu, dass es Frauen oft so schwer fällt für sich zu verhandeln – im Gegensatz zu männlichen Bewerbern?

Selbstsicherheit und Durchsetzungsstärke ist in der Regel in Gehaltsgesprächen gefordert. Beides ist männlich konnotiertes und handlungsorientiertes Verhalten. Das heißt Männern wird qua Geburt Selbstbewusstsein und Durchsetzungsstärke zugeschrieben. Frauen hingegen wird Fürsorge und Bescheidenheit, gemeinschaftlich orientiertes Verhalten, zugeschrieben.

Treten wir Frauen nun fordernd und selbstbewusst auf, dann zeigen wir handlungsorientiertes und eben kein gemeinschaftlich orientiertes Verhalten. Letzteres wäre aber die Erwartung an uns. Für diese Normverletzung, dieses kontrastereotype Verhalten, werden wir Frauen durch Sympathieentzug bestraft. Das zeigt sich im Business durch Aussagen wie „irgendwie zickig“ oder auch „puh, die ist aber anstrengend“. D.h. Frauen stecken in einem Dilemma – zeigen wir uns bescheiden ist das nicht zuträglich für die Verhandlung, zeigen wir uns wiederum sehr selbstbewusst eben auch nicht …

Das hört sich nach einem Drahtseilakt an. Wie können Frauen damit umgehen?

Ja, das stimmt, und zum Glück gibt es Strategien damit umzugehen. Die Harvard Professorin Iris Bohnet hat zu diesen geforscht und kommt zum Ergebnis: Selbstbewusst auftreten und gleichzeitig gemeinschaftlich orientiertes Verhalten zeigen ist möglich. Ein Beispiel: Als Frau stelle ich sehr klar und deutlich meine Kompetenzen oder auch Erfolge dar (Selbstbewusstsein), nenne dann meine Gehaltsvorstellung und zum Schluss mache ich noch klar, wie etwa das Team von den eigenen Kompetenzen profitiert (gemeinschaftlich orientiertes Verhalten).

Frauen können diesen Aspekt übrigens auch gemeinsam nutzen, um nicht für sich selbst, sondern für andere Frauen zu werben. Es ist ja weniger akzeptiert, wenn ich als Frau für mich allein Werbung mache, als wenn ich für die Erfolge meiner Kollegin werbe. Im letzteren Fall ist das hoch akzeptiert.

Also, Frauen: Bildet Allianzen, vernetzt euch und unterstützt euch gegenseitig!

Niemand ist so erfolgreich in Verhandlungen, wie eine Frau, die für andere verhandelt, da sind wir Weltmeisterinnen!

Vielen Dank, liebe Claudia Irsfeld, für den Einblick in dieses auch im 21. Jahrhundert immer noch viel zu relevante Thema. Man sieht, dass in den Köpfen aller Beteiligten die etablierten Strukturen aufgebrochen werden müssen. 

Infos zum Buch

Es liefert Fakten und Hintergründe zum Gender Pay Gap und gibt endlich eine Antwort darauf, warum wir Frauen uns oft so schwertun, für uns selbst zu verhandeln. Es erläutert die Unterschiede in der Verhandlungsführung von Männern und Frauen und beschreibt das weibliche Verhandlungsdilemma: Kompetenz versus Sympathie. Es bleibt aber nicht im Problem stecken, sondern gibt Tipps aus der Praxis für die Praxis, wie dieses Dilemma überwunden werden kann und wie es sich optimal vorzubereiten gilt. Natürlich geht es auch darum, souverän das Gespräch zu führen, mit Einwänden und Gegenargumenten geschickt umzugehen und als Extra teilen gestandene Business-Frauen ihre persönlichen Flops und Erfolgstipps mit.

Weitere Informationen zu Claudia und ihrem Buch findet ihr hier: https://www.be-on-track.de/

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